BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 71b Zurück zur Verzeichnisliste |
Zehn Lieder nach Gedichten von Theodor Storm für mittlere Singstimme und Klavier, op. 71b (1975/76/83)
1. Die Stadt 2.
Über die Heide 3.
Meeresstrand 4. Lied des Harfenmädchens 5.
Ständchen 6.
Es ist ein Flüstern 7.
Das Mädchen mit den hellen Augen 8. Die Möwe
und mein Herz 9.
Mondlicht 10. Schließe mir die Augen beide Widmung: für meinen Sohn Martin Uraufführung: 6. Mai 1987, Dinkelsbühl, Konzertsaal Martin Hummel / Thomas Hitzlberger Aufführungsdauer: 25 Minuten Autograph: Verlag: Schott Music ED 20288 / ISMN: M-001-14993-8
Dem Badener Hummel steht natürlicherweise die sprachliche Direktheit und die Nachdenklichkeit des Alemannen Hermann Hesse nahe. Enge verwandtschaftliche Bande bestehen aber auch zu Norddeutschland, dessen von Theodor Storm eingefangene herbe Poesie bei Hummel ein musikalisches Echo findet. "Hin gen Norden zieht die Möwe, / Hin gen Norden zieht mein Herz" beginnt eines dieser Lieder ("Die Möwe und mein Herz"). Das karge Natur- und Landschaftsbild reduziert sich hier musikalisch in eigenartiger Expressivität auf ein monoton wiederholtes zweistimmiges Begleitmotiv, über dem sich der Gesang in klaren Intervallen erhebt, die mit insgesamt vier verschiedenen Tönen auskommen. Die Storm-Vertonungen sind - bis auf "Die Stadt" (1983) - alle 1975/76 entstanden und nicht nur die einfachsten, sondern wohl auch die eingängigsten Lieder Bertold Hummels. Ihre volksliednahe Haltung erlaubt zuweilen - wie in älterer Zeit - für mehrere Gedicht-Strophen eine einmalige Notierung der Musik, so beispielsweise in dem besonders anmutigen "Das Mädchen mit den hellen Augen", im "Mondlicht" und in dem zarten "Über die Heide". Dieses völlig dem einfachen Melos vertrauende Heide-Lied Hummels kann auf Ausdeutungen inhaltlicher Einzelheiten wie des Hallens der Schritte oder der brauenden Nebelschwaden verzichten - Ausdeutungen, die sich sogar in der schlichten Komposition des Textes durch Brahms (op.86/4) finden Wolfgang Osthoff (in "Zu den Liedern Bertold Hummels", Tutzing 1998)
Wolfgang
Osthoff
Presse
Frankfurter Neue Presse 10.7.1996
Sehr interessant, dass Hummel
im Jahre 1975 eine Liederzyklus nach Gedichten von Theodor Storm zu schreiben
wusste, dessen Melodien im quasi romantischen „Volkston“ verliefen,
dessen Begleitung aber eher an den frühen Bartok erinnerte oder gar in den
Impressionismus zurückführte.
Die Stadt Am grauen Strand,
am grauen Meer Es
rauscht kein Wald, es schlägt im Mai Doch
hängt mein ganzes Herz an dir, Über die Heide Über
die Heide hallet mein Schritt; Herbst
ist gekommen, Frühling ist weit, - Brauende
Nebel geisten umher, Wär'
ich nur hier nicht gegangen im Mai! Meeresstrand Ans
Haff nun fliegt die Möwe, Ich
höre des gärenden Schlammes
Heute,
nur heute bin ich so schön, Ständchen Weiße
Mondesnebel schwimmen Dreizehn
Lieder sollst du hören, An
dem zarten schlanken Leibchen Wahrlich,
Kind, ich hab zuzeiten Vom
geheimsten Druck der Hände Laß dich warnen,
laß mich schweigen, Weiße
Mondesnebel schwimmen Es ist ein Flüstern Es
ist ein Flüstern in der Nacht, Sind's Liebesworte,
vertraut dem Wind, Das Mädchen mit den hellen Augen Das
Mädchen mit den hellen Augen, Die Freier standen ganz
von ferne Die
Mutter schlug die Händ' zusammen, Sie aber ließ die
Zöpfe fliegen Und
wie sie bog das wilde Köpfchen, Die
Freier standen ganz von ferne, Die Möwe und mein Herz Hin
gen Norden zieht die Möwe, Ruhig,
Herz! du bist zur Stelle; Mondlicht Wie
liegt im Mondenlichte Die
Winde müssen schweigen, Und
was in Tagesgluten Wie
bin ich solchen Friedens Schließe mir die Augen beide Schließe
mir die Augen beide Und
wie leise sich der Schmerz | ||||||||