BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 32


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Proprium (zum Fest der Frankenapostel) für Bariton-Solo, gemischten Chor, Gemeinde und großes Orchester, op. 32 (1967)

I. Zum Einzug (Psalm 37)

II. Zwischengesänge (Psalm 34)

III. Zum Opfergang (Psalm 33)

IV. Zur Kommunion (Psalm 126)

 

Uraufführung: 7. Mai 1967 / Würzburg / Kiliansdom
Theo Nicolai / Würzburger Domchor / Würzburger Domsingknaben / Städtisches Philharmonisches Orchester Würzburg / Franz Fleckenstein

Aufführungsdauer: 25 Minuten

Autograph:
Titel: Proprium zum fest des hl. Kilian / Proprium "Das Heil kommt den Gerechten vom Herrn"
Umfang: 56 Seiten
Datierung: -
Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek München

Verlag: Manuskript

Gemeindeblatt der Uraufführung


Zum Wiederaufbau des Domes (Einführungstext LP CALIG CAL 30330)
Nach 22-jährigem, mühevollem Wiederaufbau wurde der Würzburger Kiliansdom im Mai 1967 als letzter der deutschen Dome fertiggestellt. Am Abend des 5. Mai öffneten sich seine Tore wieder für die Gläubigen, am 6. Mai wurden die neuen Altäre geweiht, am Sonntag, 7. Mai, der festliche Dankgottesdienst von Kardinal Döpfner gehalten. Dieses Ereignis war für Stadt und Bistum Würzburg von säkularer Bedeutung: Nach 22 Jahren haben nun beide wieder ihre Bischofskirche und damit ihre religiöse Mitte.

In neuer Gestalt ist der Würzburger Dom wiedererstanden. Was erhalten war, wurde restauriert, was zerstört war, wurde aus dem Geist und nach den Bedürfnissen unserer Zeit neu geschaffen, vor allem die Mitte des Domes: Altar und Kathedra des Bischofs. Diese mutige Verbindung von alt und neu gibt dem Dom seinen einmaligen Reiz, macht ihn aber nicht nur zu einem interessanten und wertvollen Baudenkmal, sondern zu einem festlichen Raum, in dem die Menschen von heute Gottesdienst ganz im Sinn der liturgischen Erneuerung feiern können.
Was im Neuaufbau des Domes sichtbar wird, sollte in den Gesängen des Dankgottesdienstes hörbar werden. Man wählte deshalb nicht eine lateinische Messe aus dem vorhandenen Schatz der Kirchenmusik aus. Vielmehr erteilte das Domkapitel Würzburg einen Kompositionsauftrag an den Kompositionslehrer des Bayerischen Staatskonservatoriums für Musik in Würzburg, Professor Bertold Hummel, für eine deutsche Messe. Die Gläubigen sollten bei dem Gottesdienst dieses Tages nicht nur ergriffen lauschen, sondern in der Muttersprache selbst freudig einstimmen in das „neue Lied", das im Dom nach so langer Zeit wieder aufklingen konnte. Die Messe sollte der Bedeutung des Ereignisses Ausdruck verleihen, zugleich aber den Anforderungen des Konzils entsprechen, vor allem die singende Teilnahme der ganzen Gemeinde ermöglichen. Die Aufgabe war nicht leicht. Professor Hummel übernahm sie und schuf in der „Würzburger Dommesse" ein Werk, das nicht nur musikalisch sehr ansprechend ist, sondern auch einen ernsthaften Beitrag zur Erneuerung der Kirchenmusik nach dem Konzil darstellt.
Das Kiliansproprium
Die Gesänge zum Einzug, zur Gabenbereitung und Kommunion sind als antiphonale Gesänge komponiert. Der Rahmenvers wird entweder von der ganzen Gemeinde (zum Einzug), vom Chor (Gabenbereitung) oder vom Solisten (Kommunion) gesungen. Die Verse des jeweiligen Psalms trägt der Solist (Gabenbereitung), der Solist im Wechsel mit dem Chor (Einzug), oder der Chor allein (Kommunion) vor. Die Gemeinde ist immer mit einem kurzen und leichten Kehrvers beteiligt. Die Zwischengesänge (Graduale/Alleluja) sind gemäß ihrer besonderen Stellung musikalisch reicher und dem Chor und den Solisten vorbehalten. Den Introitus leitet eine festliche Intrada des Orchesters ein.

Das Proprium wurde später von Hummel mit dem Titel "Das Heil kommt den Gerechten vom Herrn" versehen. Die Allelujarufe der Zwischengesänge entsprechen den einleitenden 42 Takten der 1957 komponierten A-capella-Motette "Dem König der Herrlichkeit" op. 18a.

 

I. Zum Einzug

Vorsänger:
Das Heil kommt den Gerechten vom Herrn,
er ist ihr Beschützer in Zeiten der Not.
(PS. 37,39)

Gemeinde:
Das Heil kommt den Gerechten vom Herrn,
er ist ihr Beschützer in Zeiten der Not.

Bariton-Solo:
Erzürne dich nicht über jene, die Böses tun,
die Übeltäter beneide nicht,
(Ps. 37, 1)

Chor:
denn bald verdorren sie wie das Gras,
wie grüne Kräuter welken sie hin.
(Ps. 37, 2)

Bariton-Solo:
Hoffe auf den Herrn und wirke das Gute,
so wirst du im Lande bleiben und wohnen in Sicherheit.
(Ps. 37, 3)

Chor:
Freu' dich des Herrn und deines Herzens Wünsche wird er erkennen. (Ps. 37, 4)

Gemeinde:
Das Heil kommt den Gerechten vom Herrn,
er ist ihr Beschützer in Zeiten der Not.

Bariton-Solo:
Befiehl dem Herrn deinen Weg,
hoffe auf ihn, er wird es fügen.
(Ps. 37, 5)

Chor:
und deine Redlichkeit lässt er strahlen
dem Lichte gleich wie hellen Mittag dein Recht. (Ps. 37, 6)

Bartion-Solo:
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste

Chor:
wie es war im Anfang so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen. (Trinitarische Doxologie)

Gemeinde:
Das Heil kommt den Gerechten vom Herrn,
er ist ihr Beschützer in Zeiten der Not.
(Ps. 37,39)

II. Zwischengesänge

Chor:
Die Gerechten riefen und es hat der Herr sie erhört.
Er hat sie befreit aus all ihrer Drangsal. (Ps. 34, 18)

Bariton-Solo:
Nahe ist der Herr denen, die im Herzen betrübt, die gebeugt sind, er wird sie erretten. (Ps. 34, 19)

Chor:
Alleluja.

Bariton-Solo:
Dich preiset, o Herr, der Martyrer strahlendes Heer. (Te deum)

Chor:
Alleluja.

III. Zum Opfergang

Chor:
Die Seelen der Gerechten sind geborgen in Gottes Hand,
nimmer betrübt sie die Folter der Bösen.
In den Augen der Toren sind sie dahin,
sie aber weilen in Frieden. (Buch der Weisheit 3, 1-3)
Alleluja.

Gemeinde:
Alleluja.

Bariton-Solo:
Frohlocket, ihr Gerechten im Herrn,
den Redlichen ziemet es, ihn zu lobpreisen. (Ps. 33, 1)
Preiset den Herrn mit Saitenspiel,
auf der Zehnsaitenharfe ertöne sein Lob.
(Ps. 33, 2)

Chor:
Alleluja.

Gemeinde:
Alleluja.

Bariton-Solo:
Singet dem Herrn ein neues Lied,
singet ihn schön mit Jubelschall,
(Ps. 33, 3)
denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig,
all sein Wirken ist Treue.
(Ps. 33, 4)

Chor:
Alleluja.

Gemeinde:
Alleluja.

IV. Zur Kommunion

Bariton-Solo:
Was ich im dunkel auch sage, das kündet im Licht
und was ins Ohr euch gesagt, rufet es von den Dächern. (Mätthaus 10, 27)

Vorsänger:
Groß tat der Herr an uns, wir wurden froh. (Ps. 126, 3)

Gemeinde:
Groß tat der Herr an uns, wir wurden froh.

 

Presse

Donaueschingen, April 1985

Schon die Einbeziehung des Publikums, das im ersten Teil quasi in die Losung des Werkes "Das Heil kommt den gerechten vom Herrn" sowie in das "Alleluja" des zweiten Teils einstimmen konnte, brachte eine interessante und voll akzeptierte Note in das Programm dieses Konzertes.


Literatur-Tipp:

Franz Fleckenstein: Musik zu Ehren des Heiligen Kilian und seiner Gefährten, Würzburger katholisches Sonntagsblatt, Würzburg 18.6.1989